Eine 58-jährige Pitztalerin hat nach einer schweren Phase wieder Mut zum Leben.
Angelika Mathoi steht beim Schlager-Konzert mitten im Trubel. Sie wippt im Rhythmus der Musik und blickt gebannt auf die Sängerin auf der Bühne.
Das war nicht immer so. Vor sechs Jahren lebte die Pitztalerin völlig zurückgezogen und mied jeden Kontakt zu Menschen. Neue Medikamente gegen Epilepsie machten die Frau träge. Regungslos starrte sie bei Tisch aufs Besteck und war unfähig, einen Löffel anzufassen.
Ihre Schwester, die auch die Mutter pflegt, holt stundenweise Unterstützung. Sie soll mit Angelika was unternehmen, hofft die Schwester. Doch die Frau aus Wenns winkt meist ab und bittet die Schwester „Ruf an, dass die Begleiterin nicht kommen braucht.“
Alexandra Gruber von der „Mobilen Begleitung“ der Lebenshilfe lässt sich nicht entmutigen. Sie kommt immer wieder, unternimmt mit Angelika kurze Spaziergänge oder geht mit ihr Eis essen.
Das Vertrauen wächst
Erst nach Monaten fasst Angelika Vertrauen und traut sich mehr zu. Als die Anfälle seltener werden, macht sie immer längere Ausflüge oder fährt zum Konzert der Ursprung-Buam. Tageweise beginnt sie wieder zu arbeiten. In der Lebenshilfe-Küche trifft sie eine alte Freundin und wagt mit ihr erstmals einen Urlaub. Auf der Italienreise genießt sie es am Markt zu flanieren und echten Kaffee zu bestellen.
„Jetzt ist Angelika wieder die Alte“, strahlt ihre Schwester. „Sie hat sich dank der Begleitung durch Alexandra echt stabilisiert.“
Wenn die Lebenshilfe-Assistentin heute kommt, wartet Angelika Mathoi bereits auf sie. Gemeinsam besuchen sie einen Tanzkurs, fahren zu einem Sportbewerb oder besuchen eine Talente-Show in Ischgl. Dinge die sich die 58-Jährige früher nicht zugetraut hätte. „Ich bin froh, dass i d‘ Alexandra bin“.
550 Personen nutzen die Mobile Begleitung der Lebenshilfe Tirol für Freizeitaktivitäten. Stundenweise Unterstützung, dann wenn Hilfe nötig ist. Begleitung bei einem selbstbestimmtem Leben: in der Freizeit, beim Wohnen, im Alltag.