Eine gute gesundheitliche Versorgung ist für alle Menschen wichtig!
Menschen mit intellektuellen Behinderungen stellen oftmals spezifische Anforderungen an das Gesundheitssystem, zum Beispiel aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten, gesundheitlichen Risikofaktoren und häufigen Begleiterkrankungen.
Für eine gute und umfassende gesundheitliche Versorgung von Menschen mit intellektuellen Behinderungen bedarf es daher spezifischer Kenntnisse und Erfahrungen von Mitarbeiter*innen im Gesundheits- und Sozialbereich.
Rechtanspruch auf diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung
Menschen mit Behinderungen haben das Recht auf ein Höchstmaß an Gesundheit und Gesundheitsversorgung in der gleichen Bandbreite und Qualität wie Menschen ohne Behinderungen (Artikel 25 & 26 UN-BRK).
Österreichische Selbstverpflichtung
„Umfassende Barrierefreiheit soll in allen Gesundheitseinrichtungen (insbesondere Ambulanzen) und bei sämtlichen niedergelassenen Vertragsärzt*innen hergestellt werden.“
(Nationaler Aktionsplan Behinderung II, Kapitel 7)
Gesundheitliche Situation von Menschen mit intellektuellen Behinderungen
- höhere Krankheitslast
- reduzierte Lebenserwartung, vorzeitige Sterblichkeit, Versterben an potenziell vermeidbaren Todesursachen
- schlechterer Zugang zur Gesundheitsversorgung
Mehr Informationen: Gesundheitliche Situation von Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Eine systematische Literaturübersicht.
Stimmen aus der Lebenshilfe
„Wichtig ist, dass wir ernst genommen werden und mit UNS gesprochen wird bzw. uns alles in leichter Sprache erklärt wird, nicht der Begleitperson.“
„Es braucht eine gut organisierte Erst-Versorgung für Menschen mit Lernschwierigkeiten: zum Beispiel kurze Warte-Zeiten oder Eingehen auf behinderungs-spezifische Krankheits-Bilder.“
Hanna Kamrat, Selbstvertreterin und Vizepräsidentin der Lebenshilfe Österreich & Nicole Braunstein, Selbstvertreterin
„Es braucht Untersuchungen in Leichter Sprache. Menschen mit Lernschwierigkeiten sollen bei gesundheitlichen Fragen mehr mitreden können.“
Josef Hochmeister, Selbstvertreter
„Ärzt*innen sollen sich besser auf ihr Gegenüber einstellen und in Leichter Sprache kommunizieren. Es braucht Kommunikation auf Augenhöhe und mit Respekt.“
Robert Saugspier, Selbstvertreter
„Ein großes Problem in der Behandlung von Menschen mit intellektuellen Behinderungen und hohem Unterstützungsbedarf ist die Zeitkomponente. Das beinhaltet die Suche nach einer Ärzt*in, oft lange Wartezeiten auf einen Termin, lange Wartezeiten in den Ordinationen und dann wenig Zeit der Ärzt*in für ein Gespräch mit Menschen mit Behinderungen.“
„Es fehlt in den Bundesländern an spezifischen Angeboten, im Besonderen in der Behandlung von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, wie sie das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien und Linz oder das Landesklinikum Melk anbieten.“
„Mein Sohn und ich fühlen uns bei den Barmherzigen Brüdern in Wien sehr gut aufgehoben und nach mehrmaligem Besuch und Vertrauensaufbau war jetzt sogar eine nicht ganz einfache Röntgenuntersuchung möglich.“
Friederike Pospischil, Angehörige und Präsidentin der Lebenshilfe Niederösterreich
„Die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung ist ein Menschenrecht! Gesundheitliche Versorgung geht über den Spitalsbesuch hinaus. Es geht auch um Vor- und Nachsorge.“
„Die richtige Einstellung und Haltung, der ‚gute Wille‘ alleine reichen nicht aus. Es braucht neben der Sicherstellung eines medizinischen Regelversorgungssystems ergänzende spezialisierte Angebote und mehr inklusive Ambulanzen, spezielle Rahmenbedingungen (barrierefreie Ausstattung, kommunikative Kompetenzen, Zeit, Casemanagement etc.) und spezielles Fachwissen in den einzelnen Gesundheitsberufen.“
„Auch Angehörige brauchen Zuwendung und Unterstützung: zuverlässige Ansprechpersonen im Spital, die zuhören, Sicherheit vermitteln und entlasten, Kostenübernahme bei Mitaufnahme des Angehörigen bei stationärem Aufenthalt.“
„Gute gesundheitliche Versorgung ist Menschenrecht!“
„Viele Menschen mit Lernschwierigkeiten haben im Spital schlechte Erfahrungen gemacht und reagieren mit Angst. Hier braucht es Personen, die dies anerkennen und berücksichtigen.“
„Wir dürfen Zielgruppen nicht gegeneinander ausspielen.“
Adriane Feurstein, Angehörige, Kinder- und Jugendpsychiaterin und Vizepräsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg
Barrierearmer Gesundheitszugang für Menschen mit intellektuellen Behinderungen
Wegweiser Schwerpunkt-Ambulanzen/Fachambulanzen
Ambulanz für inklusive Medizin Wien
Sozialpsychiatrie für Menschen mit Behinderungen und Autismuszentrum (SOMBA) Wien
Ambulanz für inklusive Medizin Linz
Institut für inklusive Medizin Kainbach
Du kennst noch weitere Ambulanzen, die ihren Schwerpunkt auf inklusive Medizin legen? Bitte melde dich unter kommunikation@lebenshilfe.at bei uns.
Barrierefreie Arztpraxen
https://www.arztbarrierefrei.at/#/
Nützliches Material für Patient*innen und Angehörige
Broschüre informiert als Patient*in (LL)
Vorhandene Ressourcen
Demenz
Krebs
Buchempfehlung
Sappok, T.; Burtscher, R.; Grimmer, A. (Hrsg.) (2021). Einfach sprechen über Gesundheit und Krankheit. Medizinische Aufklärungsbögen in Leichter Sprache. Hogrefe.
Selbstvertretungskongress 2022: ICH.DU.WIR. – gemeinsam aktiv für unsere Gesundheit
https://www.lebenshilfe.at/oesterreichweiter-lebenshilfe-kongress/
Netzwerke
deutschsprachig
Deutsche Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (DGMGB)
Deutsche Gesellschaft für seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung (DGSGB)
international
European Association on Mental Health in Intellectual Disability (EAMHID)
Anmerkung: Die Namen der Netzwerke sind im Original übernommen und können von der Semantik der Lebenshilfe Österreich abweichen.
Achtsam über Behinderungen sprechen. Hier gibt es mehr Informationen:
Über-Behinderungen-sprechen-Eine-Empfehlung-der-Lebenshilfe-2.pdf
Über-Behinderungen-sprechen-Eine-Empfehlung-der-Lebenshilfe_Einfache-Sprache-1.pdf