Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember zeigt die Lebenshilfe Österreich, was „Persönliche Assistenz“ konkret ist, wie das Modell funktioniert und welche Voraussetzungen es braucht.
(Wien, 2. Dezember 2024)
Selbstbestimmt Leben ist das Ziel vieler Menschen mit Behinderungen, auch jener mit intellektuellen Behinderungen. Der Schlüssel dafür ist die „Persönliche Assistenz“.
„Ohne persönliche Assistenz stünde ich heute nicht hier auf der Bühne“ – beim Österreichischen Inklusionspreis 2024 (www.inklusionspreis.at) am 26. November im Wiener Kursalon haben zuletzt zahlreiche Preisträger*innen bzw. Laudator*innen bewiesen, wie essenziell „Persönliche Assistenz“ für Menschen mit Behinderungen ist.
In Österreich leben rund 85.000 Menschen mit intellektuellen Behinderungen. Die meisten leben in Wohneinrichtungen, arbeiten in Werkstätten, Kinder gehen in Sonderschulen. Über 13.000 Klienten und Klientinnen werden von der Lebenshilfe begleitet. „Unsere Vision ist es, dass Menschen mit intellektuellen Behinderungen ein Leben wie alle anderen auch führen können. Dafür brauchen sie personenzentrierte Unterstützung und nicht starre Strukturen – ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention,“ so Philippe Narval, Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich.
Christina Holmes, Referentin für Recht und Inklusionspolitik der Lebenshilfe Österreich, lebt selbst seit 15 Jahren mit Persönlicher Assistentin und hat Erfahrungen und Feedback von Expert*innen, Angehörigen und Selbstvertreter*innen eingeholt. „Selbstbestimmt leben ist ein Menschenrecht, das längst auch für Menschen mit intellektuellen Behinderungen gelten sollte. Mit unserem Konzept und politischem Willen kann es zur Realität werden“, ist Christina Holmes überzeugt.
Der Mensch im Zentrum. Das ist Persönliche Assistenz:
Eine „Persönliche Assistent*in“ unterstützt Menschen mit Behinderungen in ihrem Alltag: beim Wohnen, Arbeiten, in ihrer Freizeit.
#Wohnen: Menschen mit intellektuellen Behinderungen möchten – wie andere auch – selbst entscheiden, wo und vor allem mit wem sie wohnen.
#Arbeit: Menschen mit intellektuellen Behinderungen möchten – wie andere auch –Lohn statt Taschengeld für ihre Arbeit erhalten.
#Freizeit: Menschen mit intellektuellen Behinderungen möchten – wie andere auch – selbst entscheiden, wann und wo sie Freund*innen treffen, Sport machen, ins Kino gehen.
Der große Unterschied: Menschen mit intellektuellen Behinderungen brauchen dafür eine Begleitung. Das ist der/die Persönliche Assistent*in.
So funktioniert das Modell:
Menschen mit Behinderungen bekommen ihrem Bedarf entsprechend ein Budget, mit dem sie Assistenzleistungen einkaufen können. Eine Teamkoordination stellt sicher, dass die Menschen dabei bestmöglich nach ihren eigenen Vorstellungen unterstützt werden. Sie hilft, Wünsche und Bedürfnisse zu kommunizieren und wichtig: mit dem/der Persönlichen Assistent*in ein Team zu werden.
Das sind die konkreten Forderungen der Lebenshilfe Österreich:
- Recht auf Persönliche Assistenz für ALLE Menschen mit Behinderungen, auch jene mit intellektuellen Behinderungen
- Berufsbild der „Persönlichen Assistent*in“ schaffen
- Bundeseinheitliche Regelung der „Persönlichen Assistenz“ für ganz Österreich, Zusammenführen der Arbeits- und Freizeit-Assistenz
- Auszahlung als einkommensunabhängiges persönliches „Assistenz-Budget“
Die Lebenshilfe Vorarlberg übergibt dazu am 2. Dezember 2024 eine Deklaration an Landesrätin Martina Rüscher, mit der zentralen Forderung: Persönliche Assistenz für ALLE Menschen mit Behinderungen. „Die Politik muss die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit wir allen Menschen mit Behinderungen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben bieten können“, so Michaela Wagner-Braito, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Vorarlberg. (www.lebenshilfe-vorarlberg.at)
Hintergrund-Info:
Christina Holmes, Referentin für Recht und Inklusionspolitik der Lebenshilfe Österreich, hat im Trialog mit Expert*innen, Angehörigen und Selbstvertreter*innen ein umfangreiches Konzept erarbeitet, das für Menschen mit intellektuellen Behinderungen genauso funktioniert wie für Menschen mit körperlichen Behinderungen und Menschen mit psychischen Problemen. Holmes führt darin zahlreiche Best Practice Beispiele aus europäischen Ländern an.
„Selbstbestimmt leben – wie andere auch!“ – Konzept der Persönlichen Assistenz für alle Menschen mit Behinderungen, insbesondere intellektuellen Behinderungen. ZUM DOWNLOAD
Rückfragen & Kontakt
Karin Rossipal | Lebenshilfe Österreich
Leitung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
+43 660 1392809
rossipal@lebenshilfe.at
www.lebenshilfe.at
Am Foto: Klaus Brunner, Selbstvertretungsbeirat Lebenshilfe Vorarlberg mit Assistent*innen. Foto-Credit: Karin Gruber