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Nachhaltige Entwicklungsziele

„Vertrauen macht mich stark“

Von 21. April 2015 Keine Kommentare
Nachhaltige Entwicklungsziele

„Vertrauen macht mich stark“

Von 21. April 2015 Keine Kommentare

Thomas WagnerSeit fast drei Jahren ist Thomas Wagner (40 Jahre) nun Vizepräsident der Lebenshilfe Österreich. Als erster Selbstvertreter in dieser Funktion ist er zu einer starken Stimme geworden und hat sehr wesentlich zu einer neuen Achtsamkeit für die Anliegen und Forderungen von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung, nicht nur innerhalb der Lebenshilfe, beigetragen.
In einem aktuellen Interview spricht er über Selbstbestimmung und Vertrauen.

Sie sind nun seit 2012 Vizepräsident der Lebenshilfe Österreich.
Was hat sich für Sie verändert?

Es hat sich viel getan. Ich habe sehr viele neue Erfahrungen gesammelt. Ich bin viel selbstbewusster geworden und traue mir viel mehr zu als früher. Vor allem spreche ich heute in unseren Gremien-Sitzungen ohne Probleme Dinge an, die mir wichtig sind oder nicht gefallen. Ich bin vertrauter mit wichtigen Themen, zum Beispiel – wie Teilhabe und Mitbestimmung gut gelingen kann oder mit der UN-Konvention. Ich habe gelernt, wie man gut moderiert. Deshalb kann ich jetzt wirklich sehr gut den Standpunkt und die Anliegen von uns Menschen mit Beeinträchtigungen vertreten, auch bei Widerreden (lacht). Ich bin hartnäckiger geworden.

Was hat Ihnen dabei geholfen?

Selbstvertretungs-Beirat der Lebenshilfe Östereich

Selbstvertretungs-Beirat der Lebenshilfe Östereich

Es war nicht immer leicht. Gerade in meiner Anfangszeit als Vizepräsident war es für manche Gremien-Mitglieder schwer, darauf zu achten, dass sie ihre Themen durchgängig in Leichter Sprache diskutierten. Es gab natürlich immer Unterlagen in Leichter Sprache. Aber im Austausch und den Gesprächen, musste ich sehr darauf hinweisen: „… dass wir bitte wieder alle auf Leichte Sprache achten“. Es braucht alles seine Zeit. Heutzutage sind wir dabei, neue Besprechungs-Formate auszuprobieren, wo wir alle – egal mit oder ohne Beeinträchtigungen – gut gemeinsam arbeiten können – mit grafischer Unterstützung oder Gruppen-Moderation. Da ging sehr viel von mir aus.

Total wichtig für mich ist allerdings meine Assistentin Christiane. Das hat von Anfang an gepasst. Ich bin froh, dass ich mich für sie entschieden habe. Ihr Vertrauen und Zutrauen macht mich irrsinnig stark. Ich weiß schon selbst was mir wichtig ist und was ich brauche. Ich führe mein eigenes Leben, darauf bin ich stolz. Und dabei unterstützt mich dann Christiane einfach, zum Beispiel bei meinen Vorbereitungen für Treffen, Gremien-Sitzungen oder Veranstaltungs-Beiträge.

Was bedeutet Selbstbestimmung für Sie?

Zum Beispiel, dass ich immer selbst entscheide, was ich machen will. Und natürlich nicht nur bezogen auf meine Arbeit, sondern vor allem wie ich lebe. Ich habe eine eigene Wohnung und lebe derzeit alleine. Ich weiß, dass das für viele andere Menschen mit Beeinträchtigungen nicht möglich ist. Umso mehr genieße ich mein Leben. Ich treffe mich gerne mit Freunden zum Tratschen im Café oder sitze mit meiner Familie zusammen. Das macht voll Spaß. Ich bin der jüngste von 12 Geschwistern. Da ist sowieso immer etwas los.

Sie werden demnächst auf einer Diskussions-Veranstaltung des Projektes „Barrierefreiheit im Kopf“ über ihr Leben und ihre Arbeit erzählen.
Warum ist Ihnen das wichtig?

Wie ich immer sage, wir Menschen mit Beeinträchtigungen müssen gehört werden. Es soll sich etwas in den Köpfen der Menschen und vor allem der Politiker bewegen. Menschen mit Beeinträchtigungen wollen Chancen. Ich möchte anderen Mut machen und zeigen, dass wir für uns selbst sprechen können und, dass jeder und jede viel erreichen kann. Dafür braucht es Offenheit auf beiden Seiten und Menschen die uns den Rücken stärken, die mit uns gemeinsam etwas verändern – nicht über uns.

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